Gelungener Saisonabschluss der 1. Mannschaft

Verbandsliga - Klassenerhalt!

Am Sonntag vor Ostern ging es für unser Verbandsligateam zur letzten Runde nach Pfullingen. Nachdem bereits durch den überraschend deutlichen Sieg gegen Reutlingen (5,5:2,5) der Klassenerhalt gesichert war, konnten die Spieler gelassen in die Finalrunde gehen. Die Pfullinger hatten einen starken Saisonstart mit 10/10 Punkten hingelegt - u.a. mit einem 6:2 gegen den SV Nürtingen. In den folgenden vier Runden blieben jedoch alle Punkte liegen und der Aufstieg wurde begraben.

Beide Mannschaften traten leicht ersatzgeschwächt an, bei den Gastgebern rückte Ingolf Keck für Uwe Bräuner(1) ins Team, während wir durch Thomas Wiedmann als Ersatz für Michael Eisele(4) verstärkt wurden. Alles in allem ausgeglichen genug, um an allen Brettern ein spannendes Match zu versprechen.

Gerd Holl (3) konnte mit taktischem Angriff am Königsflügel die Stellung seines Gegners (des sonst recht starken Thomas Nägele) zu Kleinholz verarbeiten. Bei einem Stand von +2,5 bat er dann doch Remis - "für die Mannschaft" (oder aus Gewohnheit?) - was sein Kontrahent (wohl glücklich erlöst) annahm. Thomas Erker (2) wurde nach einer ungewöhnlichem Eröffnung seines Gegners im Mittelspiel zunehmend zusammengeschoben, bis die Stellung nicht mehr zu halten war. Dagegen erlangte Erich Lankes (4) mit Schwarz Initiative und positionellen Vorteil, und gab beides auch nicht mehr her, bis sein Freibauer, den Fuß auf dem Unwandlungsfeld, den Gegner zur Aufgabe zwang. Thomas Wiedmann (8) konnte schon früh durch ein kluges Zwischenschach mit Schwarz ausgleichen. Sein Gegenspieler machte jedoch noch einmal deutlich Druck, übersah dann glücklicherweise den einzigen Gewinnweg und nahm schließlich im Bauernendspiel das Remis an. Hans-Peter Holl (1) nahm mit Weiß seinen Gegner nach und nach in die Klemme, bis dieser sich schließlich genötigt sah, die Spannung im Zentrum aufzulösen. Sehr zu Gunsten des Anziehenden blieb der schwarze König, von schwachen Feldern umgeben, dem folgenden Angriff ausgeliefert und brachte uns so die Führung zum 3:2. Stefan Lehmann (5) konnte nach tadelloser Eröffnungsbehandlung dem Pfullinger einem Bauern ohne Kompensation abgreifen. Im Leichtfigurenendspiel übersah er jedoch, nach dem Gewinn des zweiten Bauern, eine taktische Finesse, welche den Verteidiger in ein remisliches Läuferendspiel rettete. Dominik Klaus (6) konnte gegen Fidemeister und Schachkomponist Marcin Banaszek lange mithalten. Nach einer kleinen Ungenauigkeit wurde er jedoch Zug um Zug lehrbuchhaft zermürbt und schlechter gestellt (wie wir es sonst umgekehrt nur von Dominik kennen), bis die Gäste zum 4:4 ausgleichen konnten. Mario Weißenberger (7) ließ sich nach ordentlicher Eröffnung in eine passive Stellung und Zeitnot drängen. Zur Öffnung der Stellung fand sein Gegner dabei ein schönes Qualitätsopfer um kurz darauf den Vorteil einzügig einzustellen. Nach langem Umherschieben reichte es schließlich zum Partie- und Mannschaftssieg. 

 

Damit können wir zufrieden mit Platz 6 auf eine positive Bilanz zurückblicken und freuen uns auf ein weiteres spannendes Jahr in der Verbandsliga.

Topscorer ist Dominik Klaus (7) mit 6/9 Punkten. Top-Performer ist Hans-Peter Holl (1) mit einer Leistung von 2245 DWZ.

 

Den Spielern von der Weissen Dame Ulm gratulieren wir zum verdienten Aufstieg in die Oberliga.

1.e4 d5 2.exd5 Sf6 auf diesen weniger häufigen Ansatz der Skandinavischen Verteidigung hat Weiß zwei Hauptideen die beide gut sind:

  • 3.Lb5+ Ld7 4.Lc4 Lg4 5.f3 Lf5 6.Sc3 Sbd7 7.g4 (Caruana : Akobian 2016)
  • 3.d4 Sxd5 4.Sf3 Lg4 5.h3 Lh5 6.c4 Sb6 7.Sc3 (Svidler : Dreev 1997)
nach 4.Sf3
nach 4.Sf3

4...g6 Schwarz will seinen Läufer fianchettieren, um sowohl Druck auf den zentralen d-Bauern zu machen, als auch schnell zu rochieren, ohne sich mit e3 zu belasten. 5.c4 Sb6 6.c5 Sd5 7.Lc4 c6 8.Db3 Lg7 9.0-0 0-0 10.Sc3 ist der Standardaufbau in dieser Stellung, die Zugreihenfolge ist dabei kaum bedeutend.

nach Sc3
nach Sc3

Schwarz sollte auf jeden Fall abtauschen, da er sich mit 10...e6 zu sehr einsperrt, und 10...Le6 nach 11.Sg5 das Läuferpaar hergibt. 10...Sxc3 11.bxc3 b5 stellt Weiß vor die schwierige Entscheidung, ob er lieber seine Läufer-Dame-Batterie aufgeben möchte, um später auf die Schwäche c6 zu spielen(z.B. 12.Ld3 Le6 13.Dc2 Sd7 14.a4 a6 15.Te1 Ld5 16.axb5 cxb5 17.Lg5), oder ob er en passant Schwarz bei der Entwicklung hilft. Weiß entscheidet sich für die aggressivere Variante 12.cxb6 e.p. axb6 13.Sg5 

13.Lxf7 Txf7 14.Sg5 Dd5! sieht Schwarz klar im Vorteil

nach Sg5
nach Sg5

Der Textzug sieht verlockend aus, da er Schwarz zu e6 zwingt. Das versperrt den c8-Läufer, die Diagonale a3-f8 wird frei, wonach f7 schwach werden könnte. Richtig wäre jedoch direkt 13.Te1 e6 (13...b5 14.Ld3 Le6 15.Txe6+/- Svidler 1995) 14.Lg5 Dc7 15.Lh4 Ta5 (15...La6 16.Lxe6! fxe6 17.Txe6 Kh8 18.Se5 +/-) 16.Lg3 Da7 17.a4 La6 18.Lxe6 fxe6 19.Ld6 mit gefährlichem Angriff für Weiß.

Variante, nach 16.Ld6
Variante, nach 16.Ld6

12.Sg5 e6 13.Te1 Ta5! (13...La6? 14.Lxe6 fxe6? 15.Dxe6+ Kh8 16.Sf7+ Txf7 Dxf7 droht verheerend Te8 und Te7  13...Sd7 14.Lxe6 fxe6 15.Sxe6 Df6 16.Sxf7+ Kxf7 17.La3+ gewinnt auch 13...h6 verursacht ein Angriffsziel am Königsflügel, während 13...b5 den schwarzen Läufer noch mehr einsperrt. 13...c5 funktioniert dagegen auch.

Der Springer wird von g5 vertrieben, sodass der Läufer von seiner Verteidigungsaufgabe entbunden und über a6 entwickelt werden kann, gleichzeitig wird bereits langfristig ein Angriff gegen den schwachen a-Bauern vorbereitet.

14.Se4 La6 15.a4? (richtig wäre hier 15.Lxa6 Sxa6 16.Ld2) Lxc4 16.Dxc4 Dd5 die dritte FIgur die Schwarz bereits mit Tempo entwickelt. Damit hat er plötzlich den Entwicklungsnachteil behoben und stellt Weiß vor die Aufgabe, ein sinnvolles Feld für seine Dame zu finden. Die Dame findet kein Feld gut genug, um die zentrale Kollegin auf d5 auszugleichen, und reißt sie daher lieber mit vom Feld. 17.Dxd5 cxd5

Weiß hat die zwei großen Schwächen a4 und c3. Außerdem wirkt der Fianchettoläufer dominant auf der langen Diagonale, während der weiße Läufer keine Ziele findet. 19.Sd6 Sd7 20.Te2 (erzwungen um dem a-Bauern beizuspringen) e5 (vielleicht etwas verfrüht) 21.Sb5 Tf-a8 22.Te-a2 Tc8 23.Lb2? (ein klarer Fehler, da der Läufer hier deutlich schlechter steht als auf d2, wo er auch den Königsflügel im Auge behält)

Ein schönes Beispiel für eine Mittelspielstellung mit guten und schlechten Figuren. Die schwarzen Figuren haben alle mehr Möglichkeiten sich zu bewegen und Ziele anzugreifen, während die Weißen nur verteidigen und alles notdürftig zusammenhalten.

23...Sb8 (will den Springer umgruppieren um mehr Druck auf d4 zu auszuüben)

24.Td1 e4 (24...Sc6 25.dxe5 Sxe5 26.Txd5 mit Gegenspiel für Weiß; 24...exd4 15.cxd4 Tc4 16.Tc1! hält die Stellung 24...Tc4 25.dxe5 Lxe5 26.Txd5 ebenfalls mit Gegenspiel für Weiß) der Textzug dagegen bereitet einen Bauernsturm am Königsflügel vor, wo Schwarz nun eine 4:3 Majorität besitzt.

25.Kf1 Sd7 26.Td-a1 Sf8 27.Lc1 Se6 28.Ld2 beide Seiten nutzen die Zeit um ihre Figuren besser zu stellen, und den Aufmarsch am Königsflügel zu unterstützen.

28...h5 29.Ke2 f5 30.Tb1? (der Weißspieler sollte stattdessen seinen Springer ebenfalls zur Unterstützung über a3 nach c2 führen, von wo er sowohl b4 als auch e3 im Visier hat; jedoch steckt er schon tief in der Zeitnot und hofft ein paar Züge wiederholen zu können: der Textzug spielt mit der Drohung c5 mit Abzug auf den Turm, wonach nun der weiße Turm nicht mehr in der Läuferdiagonalen sondern bereits auf der offenen Linie steht - und gewinnt etwas Zeit, diese Taktik genauer zu berechnen) 30...Tc4 31.Sd6 Tc6 32.Sb5 Ta6 (geht aus dem Abzug) 33.Tb-a1 (droht a5 mit Auflösung zumindest einer Schwäche) Ta5!

Schwarz gibt dem Anziehenden erneut die Möglichkeit des Abzugs. Der Unterschied zu Zug 30 besteht darin, dass nun Ta6 nicht mehr möglich ist (30.c4 Ta6 31.cxd5 Sxd4+ 32.Sxd4 Lxd4 wonach Schwarz einfach droht den d-Bauern abzuholen).

Weiß nimmt sich ein Herz und steigt nicht in die Zugwiederholung 34.Tb1 ein, wonach Schwarz zeigen kann, was ihm noch einfällt, sondern nimmt das Qualitätsopfer an  34.c4?! Txc4 (34...Ta6? 35.cxd5 und 34...dxc4 35.d5 gabelt Springer und Turm) 35.Lxa5 bxa5 

Schwarz bekommt noch den d-Bauern, wonach er genügend Kompensation für die Qualität besitzt. Der schwarze Turm steht deutlich besser als seine zwei passiven Gegenspieler und Weiß kann sich kaum befreien.

36.Tb1 (stellt den Turm auf die offene Linie) Sf4+ (stellt den König schlechter) 37.Kf1 Sd3 38.Ta3 Tc2 39.f3 Sb4? (übersieht Tf2+ 40.Kg1 Td2 41.Kf1 e3! wonach Weiß die Qualität unter Bauernverlust zurückgeben muss 42.Txd3 Txd3 43.Ke2 Td2+ 44.Kxd3 Txg2 -/+) 

40.Tc3 Txc3 41.Sxc3 Lxd4 42.Se2 Le3 43.Tb3 d4?? Schwarz muss nur den Läufer nach b6 zurückziehen, den König dazuholen, und die zentralen Bauern wären nicht mehr zu halten. Hier jedoch übersieht er eine simple Taktik, welche Weiß erneut Chancen gibt.

Die zentralen Bauern scheinen dem Umwandlungsfeld bereits bedrohlich nahe, doch der weiße Herr Springer hat eine Schwäche im schwarzen Camp erspäht. Mit vollem Galopp rennt er einmal über das ganze Feld:

44.fxe4 fxe4 45.Sg3 Kf7 46.Sxe4 Ke6 47.Sc5+ Kd5 48.Sb7 Sa2 (Kc4 49.Sxa5+ deckt den Turm) 49.Sxa5 Sc3 (greift a4 an und deckt d1) 50.Tb4 d3 51.Sb2 d2 52.Sxb2 Lxb2 nach dieser langen mühevollen Reise des Springers, opfert er sich für den letzten gefährlichen schwarzen Bauern und darf stolz vom Brett schreiten.

Von dieser edlen Tat des Springers inspiriert, erwachen im Randbauern ungeahnte Ambitionen. Befreit von seinem Gegenüber marschiert er unaufhaltsam Richtung Grundreihe. 

53.a5 Le3 (53...Se4 54.Td4+ gefolgt von a6) 54.a6 g5 (54...Kc6 55.Tc4+) 55.Tb7 h4 (55...Kc6 56.Te7 gefolgt von a7) 56.a7 Lxa7 57.Txa7 Keso musste sich nun also der edle Läufer für den stürmischen Bauern hergeben.

Der Rest der Partie war sehr von der Zeitnot des Weißspielers geprägt, bis dieser endlich einen Gewinnweg finden konnte. Ein großer Dank an dieser Stelle an den Fischer-Modus (+30sec Inkrement pro Zug).

58.Tf7 Sd5 59.Kf2 Sf6 60.Kf3 Kf5 61.h3 Kg6 62.Ta7 Kf5 63.Tf7 Kg6 64.Ta7 Kf5 65.Ta5+ Kg6 66.Tb5 Kh6 67.Tb6 Kg6 68.Tb5 Kh6 69.Ke3 Kg6 70.Ta5 Sh5 71.Ke4 Sf6+ 72.Ke5 Sd7+ 73.Ke6 Sf6 74.Ta8 Sh7 75.Tg8+ Kh5 76.Kf7 Kh6 77.Tg7 (g4 78.Tg6+ Kh5 79.hxg4#) 1:0  

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Kommentare: 1
  • #1

    Baumhauer Lukas (Samstag, 15 April 2017 17:36)

    Glückwunsch zum Klassenerhalt! (Im Gegensatz zur Bezirksliga)